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Ehrenamt wird stärker gefördert

Unter dem Titel „Quo vadis Ehrenamt“ beleuchtete Rita Hagl-Kehl, SPD-Bundestagsabgeordnete, zusammen mit Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin des Inneren und für Heimat, und Hannah Janouschek vom Ehrenamtsbüro des Landkreis Freyung-Grafenau die Situation des Ehrenamts in der Region

„Unsere Gesellschaft wäre ohne das ehrenamtliche Engagement der Menschen in Deutschland nicht vorstellbar. Sei es bei den unzähligen Freiwilligen Feuerwehren, im Sportverband, in caritativen Vereinen und Organisationen oder in politischen Parteien, Initiativen und Vereinigungen – viele Menschen beteiligen sich unentgeltlich in ihrer Freizeit an der Zivilgesellschaft“, machte Rita Hagl-Kehl bei der Begrüßung deutlich. Leider nehme das Interesse der Menschen, sich ehrenamtlich zu engagieren, spürbar ab, so Hagl-Kehl weiter, selbst Mitglied in vielen lokalen Vereinen und Verbänden, unter anderem bei der Wasserwacht Freyung, der Freiwilligen Feuerwehr Riedlhütte, dem Bund Naturschutz Bayern oder dem Kulturkreis Freyung-Grafenau. „Durch den demographischen Wandel scheiden zudem viele Ehrenamtliche aus der aktiven Arbeit aus. Dies kann momentan nicht durch frischen Nachwuchs ersetzt werden.“

Wir werden das Gemeinnützigkeitsrecht modernisieren, die Freiwilligendienste ausbauen und das Patenschaftsprogramm „Menschen stärken Menschen“ weiterführen.
Rita Schwarzelühr-Sutter

Diese Veränderung wird auch mit Blick auf die konkreten Zahlen deutlich: Waren 2020 schätzungsweise noch über 17,1 Millionen Menschen offiziell in einem Ehrenamt tätig, sind es aktuell nur noch circa 15,7 Millionen. In Bayern sieht die Lage zwar besser aus – hier sind derzeit rund 47 Prozent der über 14 jährigen ehrenamtlich engagiert – allerdings kämpfen auch hier viele Vereine und Organisation mit einer zunehmend schwindenden Mitgliederzahl, insbesondere die Zahl der aktiven Mitglieder nimmt spürbar ab. Auch in Berlin habe man den dringenden Handlungsbedarf erkannt, weshalb bereits im Koalitionsvertrag verschiedenste Maßnahmen beschlossen worden seien, durch welche das Ehrenamt gestärkt werde, so Rita Schwarzelühr-Sutter: „Mit verschiedenen Maßnahmen und Förderprogramm versuchen wir auf der einen Seite, die Attraktivität des Ehrenamts zu stärken, und auf der anderen Seite die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Arbeit im Ehrenamt zu verbessern. Unter anderem werden wir das Gemeinnützigkeitsrecht modernisieren, die Freiwilligendienste ausbauen und das Patenschaftsprogramm „Menschen stärken Menschen“ weiterführen. Zudem werden wir das erfolgreiche Bundesförderprogramm der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt fortführen. Durch dieses konnten bereits im Jahr 2021 mehr als 2.700 Projekte deutschlandweit unterstützt werden.“ Auch im Landkreis Freyung-Grafenau habe man das Problem erkannt und deshalb 2009 eine Ehrenamtsbüro geschaffen, ergänzte Hannah Janouschek. An dieses können sich engagierte Bürgerinnen und Bürger bei allen Fragen rund ums Thema Ehrenamt wenden, so Janouschek weiter.

Hier müssen wir tätig werden, bevor in Zukunft immer mehr Kommunen ohne Rathaus-Chefin oder –Chef dastehen.
Rita Hagl-Kehl

Weiteres Thema der Veranstaltung war die Situation der ehrenamtlichen Bürgermeister in Bayern. Grundsätzlich können laut bayerischer Gemeindeordnung Kommunen bis zu 5000 Einwohnern einen ehrenamtlichen Bürgermeister haben. So arbeiten zum Beispiel im Landkreis Freyung-Grafenau derzeit 12 von 25 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ehrenamtlich. Allerdings kann mit Zustimmung des Gemeinderats auch unter dieser Grenze ein Bürgermeister hauptamtlich tätig sein. Mit Blick auf den zunehmenden Arbeitsaufwand insbesondere durch immer neue EU,- Bundes- und Landesgesetze und –Verordnungen müsse man aber überdenken, ob dies überhaupt noch ehrenamtlich möglich sei, warf ein anwesender Bürgermeister aus der Region ein. Schließlich mache es ja arbeitstechnisch keinen Unterschied, ob man beispielsweise Förderanträge für eine Gemeinde mit 2.800 oder 5.200 Einwohnern stelle. Dazu Rita Hagl-Kehl: „Leider gibt es inzwischen immer mehr Gemeinden auch in Bayern, die nur schwer eine oder einen Bürgermeisterkandidatin oder –kandidaten finden. Leider liest man inzwischen immer häufiger sogar Stellenanzeigen, in welchen Gemeinden Bürgermeister suchen. Hier müssen wir tätig werden, bevor in Zukunft immer mehr Kommunen ohne Rathaus-Chefin oder –Chef dastehen.“


© Rita Hagl-Kehl, MdB